Event

robot challenge 2014

Ein geübter Griff in die Werkzeugbox, der kleine Schraubenzieher wird benötigt. Hastig werden Teile des Roboters justiert, an die Spielfläche und den aktuellen Gegner angepasst. Dieser steht bereits in Startposition, doch auch hier werden noch die letzten Parameter für den Kampf konfiguriert. Nervös drückt der Besitzer auf den gelben Knöpfen einer selbst gebastelten Fernbedienung herum. Immer wieder ein kurzer, prüfender Blick zum anderen Modell, wo man sich in der Zwischenzeit um den aufgesammelten Schmutz aus der vergangenen Runde kümmert. Terpentin hilft.

Der Schiedsrichter in seinem schwarz-weiß-gestreiften Hemd wird langsam ungeduldig. Mit starrem Blick wartet er darauf, dass beide Roboter auf der runden Spielfläche stehen. Nun ist es endlich soweit, die erste Mannschaft stellt ihre Schöpfung in Position. Der Schiedsrichter erkundigt sich ein letztes mal bei beiden Teams: “Ready?” Die Teams packen ihre Fernbedienungen weg und starten die Aufnahmen auf ihren zuvor positionierten Kameras. Erst jetzt von beiden Seiten ein leises und zögerliches “Ready”.

Auf seiner eigenen Infrarot-Ferbedienung drückt der Schiedsrichter den Start-Knopf. Beide Roboter legen los, so schnell, dass mit freiem Auge nur schwer erkennbar ist, was passiert. Schon zwei Sekunden nach dem Start befindet sich ein Roboter neben der Arena, er hat verloren. Der Schiedsrichter ist erleichtert, das war ein klares Ergebnis, denn schon im zweiten Durchgang sieht die Sache anders aus.

Erneut muss der Roboter des ersten Teams eine Schnell-Reinigung mit scharfen Mitteln über sich ergehen lassen. Mit einem Tuch wird eilig über die Spielfläche gewischt, um alle Rückstände vom vorigen Lauf zu entfernen. Hinter der roten Absperrung warten einige dutzend Zuschauer und andere Teilnehmer auf das entscheidende Duell. Wieder werden unzählige Smartphones und Kameras auf das Spielfeld gerichtet. Die Roboter stehen bereit. “Ready?” – “Ready”. Kurz darauf werden die Roboter wieder aufeinander losgelassen. Es dauert nicht lange, da ist ein Roboter auf dem Dach des anderen. In dieser Position verbleiben sie und bewegen sich nur äußerst langsam vorwärts. Nach 20 Sekunden bricht der Schiedsrichter ab: “Stop! No progress for 20 seconds!” Diese Entscheidung sorgt für große Aufregung: “They are still moving!”. Doch der Schiedsrichter hält an seinem Urteil fest und fährt mit dem nächsten Duell fort.

Die Diskussion wird lauter, der Haupt-Richter wird herbei gerufen. Das Team versucht an alle Video-Aufnahmen des Durchlaufs zu kommen, sie werden dem Richter vorgeführt. Dieser entscheidet schlussendlich wie weiter vorgegangen wird.

Teams aus aller Welt kommen nach Wien, um sich auf der Robot Challenge mit anderen zu messen. Es geht um alles, aber auch um nichts: Sachpreise gibt es keine (einzige Ausnahme, die neueste Disziplin, die Arduino Challenge). Die Sieger dürfen lediglich eine Urkunde und eine Trophäe mit nach Hause nehmen. Dennoch sind alle mit vollstem Einsatz dabei. Umso enttäuschender ist es, wenn der Roboter im entscheidenden Moment doch nicht tut, was er soll: Am Rande eines Spielfeldes starrt ein Junge auf seinen Roboter, die Verzweiflung steht im ins Gesicht geschrieben. Sein Roboter findet aus einer Ecke nicht mehr heraus.

Im Erdgeschoß folgen Roboter einer schwarzen Linie am Boden, doch die meisten scheitern an einer der drei Hürden: Erst führt die Linie über eine Wippe, dann ist sie kurzzeitig unterbrochen und schlussendlich steht ein Ziegelstein im Weg, der geschickt umfahren werden muss. Ein kleines Modell geht an den Start und durchfährt den Parkour schnell und elegant. Die Zuschauer jubeln, die gegnerischen Teams stürmen auf den Entwickler zu, um herauszufinden, wie er das geschafft hat. Doch da wird klar, welch internationale Bedeutung die Veranstaltung hat: “Sorry, no English. I am from Taiwan.”

Über drei Stockwerke erstreckte sich die Veranstaltung in der Wiener Aula der Wissenschaften. In den letzten Jahren ist das Event zu einem der wichtigsten in der Roboter-Szene geworden. Teilnehmer aus aller Welt waren am 29. und 30. März 2014 in Wien und haben für insgesamt 512 Anmeldugen (sic!) in 14 Bewerben gesorgt.

Photography art by Benjamin Hubert